Der Plan oder der Nicht-Plan
Im Frühjahr kam aus der geistigen Welt die freundliche Empfehlung mal eine längere Zeit lang allein und planlos in Galizien in Nordspanien zu verbringen und ein paar Energien, Erfahrungen und Erlebnisse einzusammeln.
Manchmal sind die Empfehlungen von oben viel allgemeiner, aber wenn es ziemlich genaue Hinweise gibt, versuche ich denen zu folgen. Immer in dem Wissen, dass man sich nicht an Pläne klammern sollte und immer für Überraschungen bereit sein darf.
Als ehemaliger und noch nicht ganz ausgeheilter Kontrollfreak ist ein ungeplanter Urlaub eine Herausforderung.
Mit dem Auto wollte ich los, mit allem dabei für vier Wochen Wanderungen, Badeurlaub, Camping, Städtereisen – was immer es auch werden würde.
Vor Ort dann treiben lassen und einfach schauen, wo es mich hinziehen würde. Ganz ohne Agenda, ganz ohne Liste von Orten, die man gesehen haben müsste.
Unterkunft für den Anfang
Völlig planlos traute ich mich dann auch nicht und wollte mir wenigstens die erste Unterkunft suchen. Die fand ich oder sie mich rasch, aber kurz bevor ich buchen konnte, fiel mir auf, dass die ausgewählte Hütte, die mich so angezogen hatte, im benachbarten Portugal lag.
Nach ein paar Tagen dann ein schönes Haus in einer sehr ruhigen Umgebung gefunden, dass mich wieder sehr anzog. Diesmal direkt gebucht. Leider war ich wieder nicht in Galizien gelandet, sondern in dem Bundesland davor. Trotzdem fühlte sich Haus und Umgebung richtig an.
Anreise
Allein auf Reisen war ich schon häufiger, aber trotzdem kam Zweifel auf, ob ich die Einsamkeit gut aushalten kann.
Mit dem Auto von Zuhause in den Niederlanden ging es los mit einer ersten Übernachtung in Frankreich. Nicht nur war es schön dort, aber jede Person, mit der ich in Kontakt war, hatte Zeit und Lust für eine kurze oder längere Unterhaltung. Als wenn ich kurz gezeigt bekomme, dass ich nicht einsam sein werde.
Pilgern oder doch nicht
Auf dem Weg zur zweiten Übernachtung habe ich Saint-Jean-Piet-de-Port besucht – der Startpunkt für den bekanntesten Jakobsweg von Südfrankreich nach Santiago de Compostela in Galizien.
Ich wollte herausfinden, ob ich den Weg noch mal gehen wollte, aber es fühlte sich vor Ort nicht so an. Das Abschreiten eines festgelegten Weges mit einem festen Ziel wäre das Gegenteil gewesen von „planlos“.
Spanien – Asturien
Am dritten Tag kam ich in der für eine Woche gebuchten Unterkunft an. Ein wunderschönes Haus und Grundstück, mit keinen Nachbarn und völlig ab der Zivilisation.
Zum nächsten kleinen Laden benötigte ich 45 Minuten mit dem Auto mit mehreren tausend Höhenmetern. Dort alles eingekauft für eine Woche. Das war eine gute Idee, da ich am selben Tag krank wurde und für fast die gesamte Woche froh war, mich nicht mehr weit bewegen zu müssen.
Diese Woche hat mich richtig runtergebracht vom Alltagsstress – ich war nicht die ganze Zeit ans Bett gefesselt, aber konnte keine Ausflüge machen. Ich habe viel Zeit im schönen Garten verbracht, nachgedacht, geschrieben und YouTube geschaut. Das erste Mal seit Jahrzehnten habe ich Langeweile erlebt.
Spanien – Galizien
Am Tag der Abreise in Asturien habe ich das nächste Ziel mit dem Pendel gesucht: Pontevedra in Galizien – 50 Km nördlich von Portugal. Auf dem Weg dorthin hat mich nichts angezogen – ich bin ohne Zwischenstopp durchgefahren. Die Stadt war nett, aber auch nicht für mich. Da es schon später Nachmittag war und ich noch nicht wusste wohin, habe ich mich etwas unter Druck gesetzt und mir eine Unterkunft in der Umgebung gesucht und direkt für eine Woche gebucht. Diese Behausung fühlte sich nur „halb richtig“ an.
Das Haus lag direkt am sogenannten Portugiesischen Jakobsweg und ich verbrachte zwei Tage mit Wanderungen in der wunderbaren Umgebung. In diesen zwei Tagen kamen immer wieder Hinweise auf Portugal und als ich am Ende der Wanderung am zweiten Tag zwei Pilgerinnen kennenlernte, die mir zügig mitteilten, dass ich dringend nach Portugal sollte, war mir die Entscheidung abgenommen worden.
Also bin ich am nächsten Morgen aufgebrochen und habe die für eine Woche bezahlte Unterkunft nach schon drei Nächten verlassen. Lehrgeld ist gut investiertes Geld! :-)
Portugal
In Portugal ging es von Viano do Castelo über Porto weiter in den Süden – jeweils immer zwei Tage an einem Ort mit Wanderungen in der Umgebung.
Im Süden an der Algarve verbrachte ich einen tollen, bewegenden Tag mit einer Freundin, die gerade dort lebt und noch ein paar Tage mit Wandern.
Das nächste Ziel wurde Südfrankreich. Nach einer langen Fahrt durch wüstenartige Gegenden in Spanien gab es eine Übernachtung in Salamanca und am Nachmittag des nächsten Tages war ich froh in Nordspanien wieder die Farbe Grün in der Landschaft zu finden.
Eine ganze Weile bin ich auf dem Jakobsweg gefahren und die schöne Landschaft und die vielen netten kleinen Orte genossen.
Südfrankreich
Hier verbrachte ich fünf Tage an zwei verschiedenen Orten.
In Spanien und Portugal gibt es viele tolle Orte (und viele nicht so tolle), aber hier war mehr oder weniger alles schön. Menschen, Orte und Natur. Ich fühlte mich „Zuhause“. Das Gefühl ist nicht so richtig zu fassen – habe überlegt, ob ich da vielleicht später wohnen will, aber es scheint eher ein Gefühl zu sein, dass alles gewohnt ist. Als ob ich hier schon viel Zeit verbracht hätte. Spooky ;-)
Bretagne
Ende Juli fuhr ich in die Bretagne, wo ich noch zwei bewegende Tage mit Freunden auf einem Campingplatz verbrachte.
Eine Erkenntnis: Für dieses Leben habe ich genügend Zeit verbracht auf unbequemen Luftmatratzen und in Schlafsäcken. Es dürfen ab jetzt Betten sein!
Rückreise und Schlacht an der Somme
Auf der Rückreise nach Hause wollte ich einen Tag an der Somme verbringen, wo es im Ersten Weltkrieg sehr verlustreiche Gefechte gab.
Entgegen dem Plan führte mich der Zufall aber an einen Ort 40 Km entfernt vom geplanten Ziel. Ich wehrte mich nicht dagegen und neben vielen anderen netten Dingen dort, lernte ich einen Historiker kennen, der mir viel über die Schlachten dort erzählen konnte. Das kommt dabei heraus, wenn man dem Universum die Tagesplanung überlässt. :-)
Empfehlungen von anderen
In Portugal schaute ich mir drei Orte an, die mir von Freunden empfohlen worden waren. Alle drei waren absolut nichts für mich – glücklicherweise hatte ich keine weiten Umwege dafür gemacht.
Erkenntnis: Genauso wenig wie man anderen Menschen Musik und Essen empfehlen kann, kann man das mit Orten machen. Schönheit, Geschmack und die Energien vor Ort werden von jedem völlig individuell wahrgenommen.
Erkenntnis der vier Wochen
Immer wenn ich mich habe führen lassen oder auf mein Herz und Bauch gehört habe, war es schön und richtig. Wenn ich Verstand und Empfehlungen von anderen gefolgt bin, war das nicht so schön oder sogar falsch.
Ich glaube daran, dass wir von Gott oder dem Universum geführt werden und wir Orte finden und Menschen treffen, die gut für unsere Entwicklung sind oder die einfach nur so gut für uns sind. Je weniger ich mich einmische mit eigenen Plänen, umso mehr erleichtere ich es dem Universum, mich auf dem Lebensweg zu unterstützen und mir schöne Tage zu bereiten.
Meine Angst vor einem ungeplanten Urlaub war völlig unbegründet. Es war super schön, genau, weil es ungeplant war.
Die grobe Richtung des nächsten Urlaubs ist schon geplant, aber dabei bleibt es – alles andere wird dem „Zufall“ überlassen!