Jakobsweg Ausrüstung und Bekleidung

Photo by Alice Donovan Rouse on Unsplash

13. September 2013

… und jetzt mal etwas praktischer: Die Ausrüstung und Bekleidung, die man so mit sich rumschleppt. Erst die Bilder, dann die Beschreibung.

Mehr zum Thema gibt es in diesem Artikel.

Von oben nach unten und manchmal auch kreuz und quer.

Kopfbedeckung:

Wegen der Sonne darf eine Kopfbedeckung nicht fehlen. Viele Pilger tragen einen breitkrempigen Hut, aber ich habe noch keinen gesehen, der ausreichend Luftlöcher hat. Wenn dieser nämlich geschlossen ist, entsteht dank Hitze und Schweiß ein etwas heftiges Klima direkt auf dem Kopf, das nicht gesund sein kann. Meine Mütze stellt keinen ausreichenden Schutz dar, aber lässt genug Luft an die Birne.

Das Optimum dürfte ein sogenannter Shemag sein – ein Kopftuch. Wer schon mal Beduinen in der Wüste gesehen hat, weiß was ich meine. Leider ist das hier nicht zu finden und ich vergaß eines von zu Hause mitzubringen.

Handtuch:

Das Handtuch um den Hals hilft, die übelsten Schweißausbrüche am Kopf in den Griff zu bekommen und zu verhindern, dass die Mischung aus Schweiß und Sonnencreme immer schön in die Augen läuft und brennt. Meines ist ein Mikrofaser-Handtuch, dass der normale Pilger ohnehin zum Duschen benötigt.

Wenn man sich für den Shemag als Kopfschutz entscheidet, kann man diese beiden Dinge auch prima miteinander kombinieren.

Bekleidung Oberkörper:

Meine superteuren Outdoor-T-Shirts, die eigentlich zum Laufen gedacht waren, sind nur noch Ballast. Erstens trocknen die schlecht nach der täglichen Handwäsche ohne Schleudergang und zweitens liegen die Nähte am Hals so ungünstig, dass der Rucksackträger diese schön ins Fleisch drücken.

Die Lösung heißt Outdoor-Hemd. Es sollte atmungsaktiv sein, schnell trocknend und über einen UV-Schutz verfügen. Viele Hersteller bieten so etwas an. Diese Hemden trocknen viel schneller als die T-Shirts, sie sind robuster, leichter und die Nähte liegen günstiger. Ich empfehle, zwei Langärmelige zu besorgen. Langärmelig, da sie besser vor Sonne schützen und wer es gern kurz hat, kann krempeln. Zwei, da eins tagsüber voll geschwitzt wird und abends nach dem Waschen trocknet und das Zweite für abends.

Hosen:

Gebraucht werden wieder zwei (siehe oben), beide möglichst leicht, schnell trocknend und ebenfalls mit UV-Schutz. Ob kurz oder lang, bleibt jedem selbst überlassen. Praktisch sind die sogenannten Zip-Off Hosen, bei dem die Hose per Reißverschluss gekürzt werden kann. Hier darauf achten, dass der Reißverschluss so abgedeckt ist, dass er nicht auf der Haut scheuert.

Taschen sind eher nebensächlich, da in der Hose maximal leichte Sachen (bei mir Tempotaschentücher und Zigaretten) aufbewahrt werden. Wird es schwerer hat der Gürtel nämlich mehr zu tun und schneidet etwas mehr in die Haut.

Gürtel sollten leicht sein und stufenlos verstellbar.

Unterhose:

Nachdem ich zig Sport-Unterhosen ausprobiert habe, die alle an irgendwelchen Stellen gedrückt oder gescheuert haben, bin ich immer wieder auf die sogenannten Lauf-Tights (enge Laufhosen) zurückgekommen. Die sind etwas dicker und schwerer, aber transportieren Schweiß gut, scheuern nirgendwo und sind bei Handwäsche nahezu unkaputtbar und bleiben in Form.

Socken:

Die müssen passen (eng anliegen) und sollten ordentlich Flüssigkeit transportieren. Ich habe Merino-Wolle-Socken von Icebreaker. Merino-Wolle finde ich toll, da die im Sommer und Winter funktionieren. Bei meinen Socken habe ich mir noch keine richtige Meinung gebildet, da die weit davon entfernt sind, perfekt zu sein (aber welche sind es). Ich werde weiter testen. Man hat immer ein zweites, trockenes Paar immer im Rucksack!

Schuhe/Stiefel:

Es laufen viele in Turnschuhen auf dem Jakobsweg. Meine Erfahrung und die vieler erfahrenen Wanderer ist, dass man zwar Gewicht spart mit Turnschuhen und die besser atmen, aber keinen Schutz bieten. Den Schutz benötigt man dringend, wenn es etwas uneben wird. Wenn man nämlich umknickt und der Fuß nicht durch den Schuh gestützt wird, kann es mal vorbei sein mit Laufen für ein paar Tage.

Die Lösung sind leichte oder mittlere Wanderstiefel. Bei den drei großen Herstellern (Lowa, Meindl, Hanwag) findet man immer etwas. Die Stiefel müssen vorn mindestens einen Zentimeter (eher mehr) Platz haben, da die Füße anschwellen und der Fuß bergab nach vorn rutscht. Man sollte einen Laden finden, der mindestens drei verschiedene Stiefel in der richtigen Größe zum Vergleichen hat, lieber mehr. Der richtige Stiefel wird sich auch richtig anfühlen, also keine kaufen, die nur so halbwegs sitzen.

Von Goretex halte ich überhaupt nichts, da die Membran einen erheblichen Temperaturunterschied benötigt, um überhaupt Wasserdampf abgeben zu können, was im Sommer meist nicht funktioniert. Der normale Lederschuh wird ohnehin gewachst und wird dadurch „Wasserdicht“, atmet aber besser, da eine Schicht Material fehlt. Goretex-Stiefel sollen sich im Gegensatz zu reinem Leder auch nicht richtig an den Fuß anpassen.

Preise für gute Lederstiefel liegen leider zwischen 150-200 Euro.

Wassertransport:

Meine Trinkblase, die im Rucksack ist und durch den blauen Schlauch fernbedient wird, beinhaltet zwei Liter. Die von der Firma Deuter ist recht einfach zu reinigen und verhältnismäßig günstig.

Zusätzliches Wasser transportiere ich in kleinen, gebrauchten Getränke-Wasserflaschen in einer Außentasche des Rucksacks. Bitte keine teuren Kunststoff- oder Metall-Flaschen kaufen – die gefüllte Wasserflasche im Supermarkt kostet 25 Cent, wird täglich an Quellen oder Wasserhähnen aufgefüllt und alle paar Tage durch eine neue ersetzt.

Mein täglicher Verbrauch beim Laufen ist zwischen 3,5 und 7 Litern, man muss also etwas planen, wie viel man mitnimmt, und wo man auffüllen kann. Die Trinkblase mit Trinkschlauch ist sehr hilfreich, da man nicht immer den Rucksack absetzten, muss um an sein Wasser zu kommen.

Ich habe dazu noch einen Wasserfilter mit, den ich benutzen kann, wenn die Qualität des Wassers unbekannt ist. Dies ist aber nicht wirklich nötig auf dem Jakobsweg.

Rucksack:

Hier gibt es tausend verschiedene Hersteller und Modelle. Wichtigster Grundsatz: Er muss passen, das heißt, dass der Hüftgurt das gesamte Gewicht tragen kann und die Schultergurte eng anliegen können und nicht zu hoch oder zu niedrig sitzen. Eine Regenhülle sollte dabei sein und das ganze Ding muss bei einer Tragfähigkeit von bis zu 15 Kilogramm weniger als 2 kg Eigengewicht haben. Bis maximal 15 Kilogramm kann man täglich mit sich herumschleppen, ohne sich zu ruinieren, aber man sollte so weit darunter bleiben wie möglich. Es gibt verschiedene Größen, gemessen in Litern. Je nachdem, ob Schlafsack und Isomatte innen oder außen transportiert wird, sind bis zu 60 Liter Inhalt vermutlich okay, aber wer viel Platz hat, findet auch viel zum Einpacken.

Hüfttasche:

Um nicht immer den Rucksack abnehmen zu müssen, wenn man an Geld, Pilger-Pass, Mobiltelefon oder Magnesium-Pulver heranwill, sollte man sich eine Tasche zulegen, die auf den Hüftgurt des Rucksacks aufgeschoben werden kann. Diese kann auch in der Unterkunft die Wertsachen beherbergen und mit in den Schlafsack genommen werden oder zum Transport beim Stadtrundgang dienen.

Kamerabefestigung:

Ich habe unheimlich viel Grips in dieses Thema gesteckt und die Lösung ist die auf dem Photo sichtbare: Die Kamera wird entweder direkt oder wie bei mir über Karabinerhaken mit den Schultergurten des Rucksacks verbunden. Somit ist die Kamera ständig griffbereit, das Gewicht wird gut verteilt und das ganze stört nur beim Auf- und Absetzen des Rucksacks. Das System heisst “Camera Strap PL”. Der Gurt kann auch als normaler Kameragurt benutzt werden und ist auch in dieser Rolle sehr komfortabel.

Rucksäcke mit Seitenöffnungen funktionieren nur bei kleineren Kameras und diese Rucksäcke sind eher was für den einstündigen Waldspaziergang.

Teleskop-Wanderstöcke:

Dies ist auch ein Muss! Wenn die Stöcke richtig (kraftvoll und regelmäßig) eingesetzt werden, helfen sie Belastungen der Gelenke und der Knie erheblich zu mindern. Bei Auf- und Abstiegen helfen sie dem ganzen Körper und im schlimmsten Fall sind sie auch gegen wilde Hunde gut.

Manche Pilger bevorzugen einen Pilgerstab. Angeblich sucht sich der Stab seinen Pilger – erinnert an den Zauberstab von Harry Potter. In meinen Augen ist ein solcher Pilgerstab grober Unfug. Schwer, unhandlich und überhaupt.

Was man will, sind Teleskop-Wanderstöcke, möglichst vom Markenhersteller (z. B. Leki) und aus Carbon (reduziert Gewicht und Erschütterungen). Bitte im Geschäft auf den Gebrauch einweisen lassen und unbedingt Gummi-Aufsätze (plus Ersatz) mitnehmen.

Jakobsmuschel:

Das Erkennungszeichen des Pilgers. Muss dabei sein und sichtbar sein. Kann überall auf dem Weg gekauft werden (Euro 2,50).

Karabinerhaken:

Diese sind hilfreich, um Ausrüstung am Rucksack zu befestigen, wie das zweite Paar Schuhe, eine Einkaufstüte, die Wanderstöcke etc. Sie sollten einen gesicherten Verschluss haben und leicht sein. „Marken-Geräte“ gibt es für rund 5 €.

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