Jakobsweg Vorbereitung und Anreise

Wie man einen Tag mit Vorbereitungen vertut

28. Juli 2013

In ein paar Tagen geht die Pilger-Reise los und heute war ein Tag der Vorbereitungen.

Als Erstes habe ich fast alles, was mitgenommen werden soll, im Arbeitszimmer ausgebreitet und dann gleich wieder die Dinge rausgeschleppt, die ich niemals mitbekomme. Auch danach sah es noch ziemlich chaotisch aus und ich vermute, dass ich in den Tagen bis zur Abreise schon mal eine Wandlung in mir erlebe: All die Dinge wegzulassen, die man dringend braucht, aber die man nach jedem vergangenen Urlaub unbenutzt wieder aus der Tasche geholt hat. Eigentlich wollte ich diesen Mangel an Organisation beibehalten, aber diesmal geht es wirklich nicht.

Danach ging es um die Vorbereitung vom GPS (Garmin Montana 600 – Riesending und ziemlich schwer). Da ich schon weiß, wo ich nächtigen werde, habe ich bereits mal alle Unterkünfte herausgesucht und im Gerät gespeichert. Das war eine Heidenarbeit, aber ich erhoffe mir dadurch halbwegs entspannte Wanderungen, ohne ständig auf irgendwelche Karten schauen zu müssen. Funktioniert hat das relativ gut mit Google Maps. Darin habe ich die Unterkunft herausgesucht und von da kann man die Positionsdaten direkt ans Gerät schicken. Das Ergebnis kann man im Bild oben sehen.

Der Reiseveranstalter hat mir eine Nacht am Ziel in Santiago gebucht, aber ich wusste schon, dass das nicht reichen wird. Also gleich noch eine Nacht hinterher gebucht – glücklicherweise im selben Hotel. Somit kann ich es noch einmal richtig krachen lassen, bevor ich mich von den Sünden befreien lasse – andersherum wäre es wohl ziemlich dämlich; nach der Begnadigung gleich wieder mit dem Sammeln anfangen …

Nächster Schritt war die Rückreise: Erstes Flugangebot nach Hause sollte €1400 kosten (puuuuh), aber unsere Freunde von Easy-Jet fliegen mich jetzt zwar nicht nach Hause, aber wenigstens bis Basel für €160. Ein Teil der gesparten €1240 wurde dann noch in ein Zugticket nach Hause angelegt.

Ich werde schon etwas entspannter: Für den Rückflug muss ich meinen großen Rucksack als Handgepäck nehmen, der deutlich über den maximalen Abmessungen liegt. Vor ein paar Wochen hätte ich deshalb wochenlang nicht schlafen können, aber ich vertraue einfach darauf, dass es klappt und dass sich noch nicht einmal eine Billigfluggesellschaft mit jemandem anlegt, der im Namen des Herrn unterwegs ist. Na ja, am Ende werde ich am Flughafen vermutlich in eine Plastiktüte umpacken müssen und den Rucksack entsorgen, aber was soll’s!

Jetzt ist es kurz vor 1800 Uhr und mir fällt gerade auf, dass ich den ganzen Tag das Kaffeetrinken vergessen habe. Da fängt die Selbstgeißelung schon Tage vorher an!

Nächtliche Packaktion

2. August 2013

Mittwoch Nacht habe ich meinen Koffer und den Rucksack gepackt (warum auch rechtzeitig und in Ruhe …). Zuerst war unter anderem noch ein Wasserkocher mit Tee und Instant-Kaffee und ein paar Dinge dabei, die dank Gewicht und Packgröße rasch wieder rausgeflogen sind. Irgendwann war ich dann bei einer akzeptablen Menge angekommen plus die ungefähr 5 Kilo Foto-Equipment (Kamera, Objektive, Laptop – also kein Schnickschnack). Das einzige, wo ich keine Kompromisse gemacht habe, war bei Medikamenten, da man für viele in Deutschland verschreibungsfreie Medikamente in Spanien zum Arzt muss (kostet Geld und Zeit). Bis auf einen durchgebrochenen Blinddarm kann ich alles mit Tabletten und Flüssigkeiten heilen.

Anreise

2. August 2013

Donnerstag Morgen ging es dann mit dem Taxi zum Bahnhof in Strasbourg und von dort mit einem TGV in etwas über 2 Stunden nach Paris. Erst in Paris fiel mir auf, dass der Anschlusszug nicht vom selben Bahnhof abfährt. Mit der Metro (U-Bahn) wäre es etwas zu kompliziert geworden und wenn man einmal in Paris ist, will man ja etwas sehen. Also war Taxi angesagt, um den anderen Bahnhof zu erreichen. Die Stadt (den Teil, den ich gesehen habe – der Mitarbeiter des Taxi-Unternehmens mit Migrationshintergrund war wohl im Training, um Rennfahrer zu werden) machte einen interessanten und sehenswerten Eindruck.

Von da aus ging es weiter nach Bayonne wieder mit dem TGV. Ein bisschen Unterhaltungswert kam durch ein paar Amerikaner, die sich wie eine offene Hose benommen haben. Ein Franzose hinter mir kommentierte mit “I hate the English”. Sehr lustig … In Bayonne traf ich zwei offensichtliche andere Pilger, die auf die Frage: “Bonjour, Pelegrino?” (Guten Tag, auch Pilger?), mit einem freundlichen “Yes” antworteten. Er deutscher Bauingenieur, sie rumänische Architektin waren sehr unschwer an der typischen Ausrüstung zu erkennen. Die nächste Bahnfahrt bis St.- Jean Pied de la Port war durch die Gesellschaft etwas lustiger, aber wir kamen überein, dass die Strecke zu Fuß schneller hätte bewältigt werden können als mit der französischen Regionalbahn.

St.- Jean Pied de la Port ist der Startpunkt für den Camino Françaises (Jakobsweg). Ein kleiner Ort, der fast nur aus Pilgerherbergen und Restaurants besteht. Gemäß Pilger-Informationsbüro sind heute 300 (!) Pilger angekommen, …

Mein Hotel ist ganz okay und die Dusche war grandios nach 12 Stunden Bahnfahren.

Nach Unterkunft beziehen haben wir uns noch auf ein Bier getroffen und uns für den nächsten Morgen verabredet um die ersten 26 Kilometer (mit 1200 Höhenmeter Aufstieg) gemeinsam zu bewältigen. Es soll morgen übel gewittern und es gibt keine Einkaufsmöglichkeiten oder Orte auf dem Weg um sich zu versorgen. Gegen Mittag müssten wir die spanische Grenze passieren.

Erkenntnis des Tages: Bahnfahren ist scheiße, zu wenig Kaffee tut mir gar nicht gut, aber Bier mit netten Leuten schmeckt sehr lecker!

Tag 1

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