Tag 36 Palas de Rei – Arzua
06. September 2013
Das Hotel (Casa Benilde) in Palas de Rey war eine tolle Erfahrung. Besseren Service hatte ich bisher nur in einem 540-Euro-die-Nacht-Hotel in Luxembourg. Beim Verlassen zum Stadtrundgang wurde mir ein Schirm gereicht. Die Einweisung ins Hotel und in die Umgebung inklusive Öffnungszeiten aller Geschäfte war sehr umfangreich und hilfreich. Die Restaurant-Empfehlung, ein Volltreffer.
Um morgens zum Frühstück zu gelangen, wurde mir von der Dame der Rezeption der Fahrstuhl geöffnet, die Taste für das richtige Stockwerk gedrückt und ich wurde freundlich verabschiedet. Beim Erreichen des Stockwerks stand dieselbe Dame, die die Treppe genommen hatte, um mich in Empfang zu nehmen und in das Buffet einzuweisen. Dazu wurde ich im Hotel vom gesamten Personal immer mit Namen angesprochen – der war zwar falsch, aber der Versuch zählt. Seit Beginn der Reise bin ich Mister Andreas, also Herr *Vorname*.
Nach dem gestrigen Regen ist heute plötzlich der Herbst ausgebrochen. Vorgestern war es teilweise noch zu warm zu laufen und heute habe ich bitterlich gefroren und mir zeitweise sogar die Kapuze der Jacke übergezogen. Überall liegen plötzlich braune Blätter auf dem Boden.
Die Kamera blieb wie gestern im Rucksack. Die grauen Wolken versprachen ständig Regen, aber es blieb den Tag über trocken. Schönes norddeutsches Wetter …
Landschaftlich wird es langweilig, da man exakt solche Landschaften überall in Deutschland finden kann: Kleine Bauerndörfer, leicht hügelig, Wiesen für die Viecher und kleinere Wälder; das ganze durchzogen von Landstrassen.
In einem der Orte auf dem Weg habe ich den ersten Optiker seit ca. 500 Kilometern gefunden und konnte mir endlich meine lockeren Schrauben nachziehen lassen. … nur bei der Brille, ein anderer Service wurde leider nicht angeboten ;-)
Da ich mittlerweile weiß, dass mein Reiseführer auf jeden Fall verkehrt liegt, werfe ich immer wieder Blicke in die Anleitungen anderer Pilger. Die heutige Strecke wurde in den verschiedenen Werken mit 25, 29 oder 30 Kilometer angegeben. Da meine GPS-Uhr zwischendurch ausfiel (vielleicht sollte man gelegentlich den Akku laden) konnte ich nicht genau messen, aber am Ende kam ich auf 32 Kilometer.
Der Kilometer-Unterschied wird bedeutend, wenn man dringend mal auf den Topf müsste und genau kalkuliert hat und wenn man sich relativ kurz vor dem Ziel ein größeres Mittagessen gönnt, in dem Glauben noch maximal 45 Minuten laufen zu müssen. Es ging aber alles gut …
Die Pension war ganz okay. Der Ort eher nicht. Das beste Restaurant des Ortes schien das in der eigenen Pension zu sein und da traf sich dann die Vierer-Bande zum Essen und der mittlerweile üblichen paar Flaschen Traubensaft.
Vormittags hatten wir besprochen, dass wir wenigstens einmal bis zum Ziel in einem Restaurant Stoff-Servierten haben wollen und das wurde am selben Abend erfüllt. Mittags hatten wir schon ein sehr gutes Essen mit richtigem Service und man bekam frisches Besteck für jeden einzelnen Gang (das erste Mal in Spanien). Auch wurde zwischendurch gefragt, ob man noch was wolle … den guten Service hatten wir abends nicht, aber die Stoff-Mund-Wischtücher und auch frisches Besteck.
Seit ich mich entschieden habe, keine Standardmenüs (oder noch schlimmer Pilger-Menüs) mehr zu essen, finde ich plötzlich Bars und Restaurants mit richtigem Essen und meistens sogar Service. Man muss nur danach fragen …
Tages-Leistung: 32 Kilometer
Erkenntnis des Tages: Auch 32 Kilometer können lang werden …