Tag 37 Arzua – Rua
07. September 2013
Gestern allein sind in Santiago 1360 Pilger eingefallen. Ich hoffe nur, dass der Sonntag etwas anders wird. Die Schulferien enden am Sonntag in Spanien und ich hoffe, dass einige noch rechtzeitig vorher nach Hause müssen. Fahrrad-Pilger waren heute schon deutlich weniger unterwegs als sonst.
Die längere Strecke gestern bedeutet, dass wir die 100-Km-Pilger-Gruppen größtenteils ausgetauscht haben, da die meisten die Strecke wohl auf zwei Tage verteilt haben. Also neue Leute. Mein mieses Gefühl, wenn ich mich ein wenig über die Tagestouristen lustig gemacht habe, lag unter anderem daran, dass ich auch ein Gepäckstück transportieren lasse und weiß, wo ich nachts schlafe. Etwas Selbstbewusstsein kam zurück, als eine Bekannte meinen Rucksack hochhob und ganz erstaunt feststellte, dass meiner viel schwerer als ihrer war und sie keinen Gepäckservice in Anspruch nimmt.
Auch fiel mir auf, dass ich mich auch nicht über Leute lustig mache, die gar nichts machen, warum also auf Leuten rumpicken, die wenigstens 100 Kilometer wandern. Diese positiven Gedanken wurden dann heute noch mal kurz auf die Probe gestellt, als ich über drei Pilgerinnen stolperte, die Leder-Handtaschen umgehängt hatten. Ein anderer hatte seine sieben (oder eher zwei) Sachen in einer Plastiktüte …
Heute habe ich erfahren, dass einer von zwei Australiern, die wir immer wieder treffen, katholischer Priester ist. „Leider“ waren wir in einer größeren Gruppe vor ein paar Tagen abends Essen und jeder erinnerte sich relativ schnell an eines der Gesprächsthemen: Eine meiner Pilgerschwestern hatte ihren zweiten Satz Unterwäsche in einer Herberge vergessen, somit nur noch einen Satz am Körper, der Nachmittags gewaschen wurde und abends wegen Nässe noch nicht zum Tragen zur Verfügung stand. Das Thema „Ich trage gerade keine Unterwäsche“ wurde sehr ausführlich und nur teilweise geschmackvoll besprochen und es wurde sehr viel gelacht. Da wussten wir noch nicht, dass ein Priester mit am Tisch saß. Na ja, vielleicht war das eine Prise „richtiges Leben“, dass er sonst nicht so mitbekommt. :-) Trotzdem muss ich ihn bei nächster Gelegenheit mal fragen, ob er das weitergemeldet hat nach oben …
Nach der kalten, langen Tour von gestern war die heutige kurze Strecke genau das Richtige. Zwei kurze Pausen und kurz vor 1300 Uhr im Hotel in einem kleinen Kaff.
Mittagessen war gut und es gab nicht nur eine Stoff-Tischdecke und Servierten, es wurde sogar frisches Besteck nach jedem Gang gebracht! Dazu gab es einen der englischen Sprache mächtigen Kellner und als Krönung eine Karte in Deutsch – der Hammer!
Morgen geht es endlich zum Ziel der Reise. Ich hoffe mittags auf Knien in die Kathedrale zu rutschen, die Staue von Jakob anzugrabbeln und mich dann in eine vermutlich lange Schlange zu begeben, um die Urkunde zu bekommen. Soll eine sehr emotionale Veranstaltung sein – ich bin gespannt. Wir treffen uns mit ein paar anderen vor der Kathedrale, da die Mädels glauben, dass man unbedingt jemanden zum Umarmen benötigt.
Am nächsten Morgen hole ich einen Leihwagen vom Flughafen und gehe danach in die 12-Uhr-Messe, bei der man schon um 11 Uhr in der Kirche sein muss, um eine Chance auf einen Platz zu haben. Danach geht es mit ein paar anderen nach Finestere und Muxia und abends wieder zurück. Wieder am nächsten Morgen bringe ich den Leihwagen zurück und besteige den Flieger nach Basel. Von da ab vermutlich mit dem Zug nach Hause … vielleicht auch zu Fuß. :-)
Tages-Leistung: 18 Kilometer
Erkenntnis des Tages: Die heutige Erkenntnis stelle ich erst mal zurück, bis ich Antwort vom Priester habe ;-)