Tag 28 Rabanal del Camino – Molinaseca
29. August 2013
Heute Morgen im Hotel stellte ich fest, dass ich direkt im Zimmer neben der Bekannten aus Australien übernachtet hatte, da wir zur gleichen Zeit aus dem Zimmer kamen um zu frühstücken. Das passte gut, da es ihr Geburtstag war, wir eigentlich erst abends am Ziel der Reise verabredet waren und ich jetzt schon mein in Astorga erworbenes Geschenk loswerden konnte. Zufälle gibts’s …
Nach dem guten Frühstück ging es los. 26 Kilometer sollten es sein, mit 300 Höhenmeter nach oben und 900 nach unten.
Landschaft war toll, aber es ging über ziemlich steinige Wege. Nach oben einfach, nach unten teilweise ziemlich steil und sehr anstrengend zu laufen. Ich weiß gar nicht, wie man die Strecke bei Regen oder Schnee schaffen soll, ohne abzustürzen oder sich wenigstens alle Knochen zu brechen.
Auf dem Weg lag der höchste Punkt des ganzen Weges auf 1505 Meter: das sogenannte Cruz de Ferro (Kreuz aus Eisen). Dies ist der Punkt, an dem der Pilger einen Stein oder ein anderes Erinnerungsstück ablegt, dass er von zu Hause mitgebracht hat. Im Gegensatz zum Rest der Tagesstrecke leider ein eher wenig spektakulärer Platz direkt neben einer Straße. Ich hatte mich dazu entschieden alle möglichen Glücksbringer, die ich in den letzten Jahren geschenkt bekommen hatte, dort abzulegen und das auch getan.
Ein weiteres Ziel auf dem Weg sollte ein ehemals verlassenes Dorf sein, in dem bis vor ein paar Jahren Pilger von wilden Hunden angegriffen worden waren. Dort sollte gemäß einiger Pilgerführer ein Mensch eingezogen sein, der glaubt, ein Tempelritter zu sein, manchmal in Rüstung umherläuft und gelegentlich vorbeiziehende Pilger zum Ritter schlägt. Bedauerlicherweise haben wir diesen Herrn und das verlassene Dorf nicht gefunden, vermutlich da dank des Baubooms in Spanien in den letzten Jahren überall, wie bekloppt Häuser hochgezogen wurden und aus der Einsiedelei ein Dorf geworden ist.
Egal, wir hatten einige Plätzchen zum Kaffeetrinken und kurz vor Ende des Trips einen (fast) Biergarten, an dem wir den Blutblasen-Geschädigten von gestern trafen, der auf Badelatschen und Füssen in Verbänden schon 23 Kilometer hinter sich gebracht hatte.
Unterwegs habe ich noch einen Deutschen kennengelernt, der letztes Jahr den ersten Teil des Weges gegangen ist und ein Buch geschrieben hat und jetzt den zweiten Teil geht und das nächste schreibt.
Wie klein die Welt ist: Der Autor saß heute an einem Tisch in einer Bar und am Nachbartisch haben drei Mädels über Lautsprecher mit ihrer Tante telefoniert. Er erkannte die Stimme der Tante als die einer alten Bekannten von ihm …
Das Hostel in Molinaseca ist hervorragend, es fehlt aber leider eine Badewanne, die ich heute nach der anstrengenden Tour gut hätte gebrauchen können. Nach ein bisschen Relaxen habe ich den ersten Teil dieses Berichts geschrieben.
Gerade komme ich von der Geburtstagsfeier mit der Australierin und zwei Neuseeländerinnen und ich bin froh, dass ich nicht besonders schüchtern bin. Teilweise habe ich den Teppich gebissen vor Lachen …
Morgen werden es 32 Kilometer …
Tages-Leistung: 26 Kilometer mit einer Menge rauf und runter
Erkenntnis des Tages: Weiß ich noch nicht, der Tag ist noch nicht herum …