Tag 19 Carrion de los Condes – Calzadilla de la Cueza
20. August 2013
Heute Morgen in einem recht ordentlichen Hostel noch etwas gewartet nach dem Frühstück, da es etwas kühl draußen war und ich ohnehin nur 17 Kilometer vor mir hatte.
Das Warten bis 9 Uhr hat nicht viel gebracht, die Softshell musste doch vom Rucksack auf die Haut. Sieht zwar komisch aus, im Sommer in Spanien mit einer Jacke herumzulaufen, aber ich verzichte schon auf meine Mütze, den Schal und die Handschuhe – wie meine Mutter das bestimmt gern hätte …
Auf der ganzen Strecke heute kein einziges Dorf, Herberge oder Café. Deshalb kam mehr Wasser und noch ein Baguette von gestern in den Rucksack. Unterwegs auf einem „Rastplatz“ ein älteres Pärchen aus Belgien getroffen, die schon in Ostende (Nordseeküste) losgelaufen sind. Meine zugegeben etwas intime Frage, wie das denn so ist, wenn man auf einmal monatelang jeden Tag 24 Stunden zusammenhängt, wurde ohne Zögern beantwortet: In den ersten Tagen gab es ein paar Streitereien, aber seitdem ist alles toll.
Das nächste Hostel in Calzadilla de los Condes war eine ziemliche Zumutung. Die Begrüßung erfolgte zwar in schlechtem Englisch, aber von der ersten zur letzten Minute im Hotel hatte man das Gefühl dem Personal schon durch pure Anwesenheit auf die Nerven zu gehen. Während des Check-in musste die Dame mit Kurznachrichten auf dem Mobiltelefon austauschen. Der durchgeschwitzte und kaputte Wanderer mit einem Rucksack auf dem Rücken stört da natürlich. Zum Mittag gab es ein dreigängiges Menü und eine Flasche Rotwein für 10 €. Nicht, dass ich das bestellt hätte. Der Kellner sprach kein Wort außer Spanisch und es gab keine Karte – er hatte nur einen handgeschriebenen Zettel im Portemonnaie, auf dem die spanischen Wörter für Schwein, Huhn und Fisch standen. Da er mir nicht erklären konnte, was es gab, hat er dann einfach angefangen, etwas zu servieren …
Abendessen bestand aus Tiefkühlpizza für 8 € und während des fragwürdigen Genusses sollte ich Messer und Gabel weglegen, um zu bezahlen. Ich dachte, der Gast fragt nach der Rechnung …
Über Sauberkeit und so weiter werde ich mich nicht weiter äußern.
Das Problem in diesen kleinen Orten ohne Auswahl und Geschäfte ist, dass solche Hostels sich praktisch alles erlauben können. Man bekommt nun mal erst ein paar Kilometer weiter was zu beißen und zu übernachten.
Normalerweise ist es die Pflicht eines Christen, Pilger zu unterstützen. Die Personen, die hier das Gegenteil tun … ähm … wie soll ich das sagen … bekommen wohl ein paar tausend Jahre Bratspieß im Untergeschoss nach ihrem Ableben und die Hoffnung darauf gibt ein gutes Gefühl! :-)
Tages-Leistung: 17 Kilometer
Erkenntnis des Tages: Ich werde ab jetzt in Gebeten petzen, wer nicht nett zu mir war!